Wir begrüßen 2025 am Zeller Kunstweg den Künstler
Über den Künstler
Interview mit dem Bildhauer Walter Haaf Anfang 2025/W. Hilzensauer
Auszug aus dem Interview (In der Schwarzwälder Post erschienen)
Der in Zell bekannte Bildhauer Walter Haaf, Jahrgang 1935, ist in Zell geboren.
Unser Gespräch fokussiert sich auf die Skulptur mit dem Titel „Donna con Abito Lungo“ >Die Dame mit dem Abendkleid<
Ich erinnerte mich in diesem Moment, an meinen Besuch im Juni 2023 in seinem Atelier. Sein letztes Werk, die Skulptur „Donna con Abito Lungo“ wurde gerade in Ton modelliert. Bis zur Fertigstellung in Bronze sind noch viele Bearbeitungsschritte notwendig. Wie muss man sich fühlen, wenn man als Bildhauer an seinem letzten Werk arbeitet? Ich dachte in diesem Moment an den bekannten Spruch von Zarathustra 7/6. Jhdt. v. Chr. der das heißt: „In jedem Anfang liegt schon das Ende“
Ich stelle Hr. Haaf die Frage, warum die Skulptur einen italienischen Titel hat.
Wissen Sie, in den früheren Jahren war ich ein leidenschaftlicher Schwimmer und Segler. Einer meiner Lieblingsorte ist das Dorf Manerba am Gardasee (Provinz Brescia in der Lombardei). Ich habe noch viele Erinnerungen von meinen dortigen Aufenthalten. Die Idee des Titels der Skulptur entstand beim Betrachten einer italienischen Zeitung, in denen Damen mit Abendkleidern abgebildet waren.
Mit meinen Fragen steuerte ich nun auf seinen beruflichen Wertegang zu.
Wissen sie, die Lehre als Holzbildhauer mit Gesellenbrief hatten mich nicht zufrieden gestellt. Mich störte hier zeitweise die Serienarbeit, es waren mir hier zu viele Wiederholungen auszuführen. Daraufhin führte mich mein Weg vom Holz weg.
Ich besuchte danach die Fachschule für Bildhauerei in Freiburg. Mein Wunsch war, ein Steinbildhauer zu werden. Meine Qualifikation zum Steinmetz und zum Steinmetztechniker absolvierte ich dann an der Münsterbauhütte in Freiburg.
Mit diesen Grundlagen und Fähigkeiten bewarb ich mich danach als Schüler an der staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf bei Prof. Mages, einem deutschen Bildhauer. Dieser war bis 1961 Professor für Bildhauerei. Nach einigen Semester verließ ich die Akademie als Meisterschüler.
Danach stellte ich mir als Steinmetz die Aufgabe, mit Hammer und Meißel Skulpturen zu erschaffen. Meine Vorstellung dazu war, bei meinen Skulpturen eine Vereinfachung in meiner Formensprache zu finden und das verbunden mit einer Verstärkung der Ausdruckskraft. Dies realisierte ich danach mit 5 übergroßen Granitplastiken.
Im nächsten Schritt hatte ich die Vorstellung mich als Schüler an der Kunstakademie in München, bei dem internationalen bekannten italienischen Bildhauer Emilio Greco zu bewerben. Ich besuchte die Kunstakademie. Da ich schon als Bildhauer bekannt war, häuften sich bei mir Auftragsarbeiten die ich realisieren wollt. Ich brach die Weiterbildung ab und kehrte wieder nach Zell zurück. Danach entstanden einige große Plastiken (ca. 3,5 m Höhe) aus Granit mit Hammer und Meißel.
„Das Material sucht den Künstler“ Meine Frage zielte ab auf seine verwendeten Materialien und Auftraggeber
Meine Kunstwerke bestehen aus Stein, Bronze und Holz. Meine Auftraggeber waren Kommunen und auch private Auftraggeber
Ich erschuf religiöse Plastiken mit biblischen Motiven, aus dem Alten und neuen Testament. Meine Skulpturen stehen meist im öffentlichen Raum in Form von Denkmälern und Brunnen.
Künstler haben oft für ihre Arbeiten Vorbilder. Hatten sie Vorbilder für ihre Arbeiten?
Vorbilder in meiner Formenwelt waren die ägyptische wie auch romanische Kunst. Ich übertrug diese Formenwelt mit ihrer Magie in eine zeitgenössische Sprache in meine Skulpturen. Um alle Strömungen, die mit „Ismus“ enden machte ich einen Bogen. Denn der „Ismus,“ fördert meist eine vernünftige Idee ins Unvernünftige. Die Wirkung und Ausstrahlung meiner Werke, hat sich stets aus der zur vermittelnden Botschaft der Skulpturen/Plastiken ergeben.
Wie sehen sie selbst und andere ihre Kunst?
Nicht bei allen Menschen fand ich einen Zuspruch, aber die meisten standen auf meiner Seite.
Hat sie ihr Beruf erfüllt?
In meiner Rückschau bescherte mir der Beruf als Bildhauer meine Aufträge, die Energie zur Realisierung meiner Aufträge. Ich empfand auch viel Freude in meinem Beruf und meiner Arbeit.
Stehen in Zell auch Arbeiten von ihnen?
Bekannte Arbeiten in Zell u.a. sind z.B. der Narrenbrunnen, der Historiker-Brunnen, der Nikolaus-Brunnen in Unterentersbach und den Gallusbrunnen in Unterharmersbach.
Sie sind Bildhauer, spielte das Malen auch eine Rolle?
Das Zeichnen und Malen erlernte ich als Autodidakt und ergänzte die Palette meines künstlerischen Schaffens. Zeichnungen sind ja die Grundlage zur Planung und Fertigung meiner Skulpturen.
In seiner mitgebrachten Tüte, befand sich Anschauungsmaterial in Form publizierter Bücher und Zeitschriften. Hr. Haaf zeigte mir viele Beispiele seiner Arbeiten. In den zurückliegenden Jahren entstanden viele Werke,basierend auf den unterschiedlichen Themen und Botschaften. Die Ausführung war in unterschiedlichen Materialien und künstlerischer Ausführung. Fast zu jeden Beispiel gehörte auch eine Anekdote. Einige Werke davon befinden sich in der Nachbargemeinde Biberach.
Zunächst besichtigten wir die Bronze-Plastik am Kirchenportal, dann den Kreuzweg in der Kirche St. Blasius, Das schlichte Kreuz an der Kirchenfassade, den Brunnen vor der Kirche und zuletzt das Friedensdenkmal beim alten Kirchenturm in Biberach.
Mir viel schnell auf, dass seine Anekdoten zu den seinen Arbeiten, einen eigenen Stellenwert besaßen. In diesen menschelt es in Gottes Garten. Für mich hat Hr. Haaf seine Anekdoten auch in seinen Arbeiten mit einfließen lassen. Man hört sie nicht, kann diese aber, wann man sich darauf einlässt spüren.
Danach trennten sich unsere Wege. Zu Hause angekommen reflektierte ich noch einmal unsere Begegnung. Für mich war es eine Begegnung mit einem einfühlsamen, selbstbestimmten, zielstrebigen, strukturierten und noch vitalen Künstler. Mit gutem Auge und Sinn für Ästhetik machte er als Bildhauer seinen Weg.
Von seinem inneren Bild geleitet, schaffte er mit seiner Handschrift unverwechselbare Formen und Botschaften in Steine, modellierte den Charakter seiner Skulpturen in Ton die danach in Bronze gegossen wurden. Sein Vermächtnis hat er für uns in Stein gehauen oder in Bronze gegossen.
Die Kunst ist zwar nicht das Brot, wohl aber der Wein des Lebens.
Jean Paul