Wir begrüßen 2025 am Zeller Kunstweg den Künstler
Rüdiger Seidt
1965 geboren in Forbach/Schwarzwald, lebt in Forbach
1989 Beginn freischaffender Tätigkeit
1991 Reise in die USA, Formexperimente in den Catskills, N. Y.
1992-1996 „Reiseplastik“, eine Skulptur ging auf Weltreise
2001 „Kunstprojekt“ mit Auszubildenden der DaimlerChrysler AG, Rastatt
2004-2012 Initiator und Kurator „Kunstweg am Reichenbach e.V.“
2012-2016Gründungsmitglied „Experiment Landschaft-Kunst in Herrenwies e.V.“, Forbach
2019 Mitglied beim Bund freischaffender Bildhauer BaWü
Skulptur Conetetra
Entstehungsjahr: 2015
Material: Corten
Maße: 120 x 130 x 120 cm
Gewicht: ca. 120 kg
Ein auf die Spitze getriebenes Spiel der Geometrie – ein Tanz zwischen Kreis und Helix, in dem beide Formen mit Energie aufeinandertreffen. Doch anstatt zu verschmelzen, bleibt zwischen ihnen ein minimaler Abstand, ein Hauch von Spannung, ein fast greifbares Nicht-Berühren, das die Dynamik der Skulptur verstärkt.
Die Flächen scheinen in Bewegung: Sie drehen und verdrehen sich, verjüngen sich von spitz zu stumpf, wenden sich voneinander ab und aufeinander zu – ein stetiges Wechselspiel zwischen Nähe und Distanz, Spannung und Balance.
Die bewusste Asymmetrie verschiebt den Schwerpunkt, wodurch die Skulptur eine faszinierende Leichtigkeit erhält, obwohl sie aus massivem Cortenstahl besteht. Auf ihrer Spitze ruhend, besitzt sie eine erstaunliche Dynamik, fast als wolle sie sich in Bewegung setzen.
Und genau das tut sie – zumindest potenziell: Wie ein Zirkel kann sie auf einer konischen Helix rollen. Diese Vorstellung macht das Objekt nicht nur zu einer statischen Skulptur, sondern zu einer Form, die Bewegung in sich trägt – ein eingefrorener Moment, der jederzeit weiterlaufen könnte.
Skulptur Teabwa
Entstehungsjahr: 2024
Material: Corten
Maße: 380 x 200 x 120 cm
Gewicht: ca. 800 kg
„Ein frühes Wortschöpfungskürzel, das die Formveränderung eines Tetraeders beschreibt – genauer gesagt, eine Tetraederabwandlung. Die Skulptur basiert auf zwei Ellipsen und ist von vier dreieckigen Flächen ummantelt. Optisch ruht sie auf ihrem Schwerpunkt, während ihre Öffnung in eine charmante Schräglage gerät.
Doch diese Öffnung ist mehr als nur eine architektonische Spielerei: Sie ist ein Durchgang, ein Tor – oder, wie ich es gerne nenne, ein Torii. In der japanischen Tradition markieren Torii den Übergang von der profanen Welt in eine spirituelle Sphäre. Sie trennen das Alltägliche vom Erhabenen, das Gewöhnliche vom Besonderen.
Beim Durchschreiten des Teabwa erlebt man genau diese Transformation: Ein Perspektivwechsel. Die schräge Öffnung fordert uns heraus, unser Gleichgewicht neu zu justieren – nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Mit jedem Schritt hindurch verändert sich der Blickwinkel, verschiebt sich die Wahrnehmung.
So wird das Tor zu einer Einladung: Vom Irdischen zur Kontemplation. Vom hektischen Alltag zur bewussten Wahrnehmung. Oder, um es in die hiesige Realität zu übersetzen: Von der profanen Welt des Parkplatzes zur Erleuchtung durch Bildende Kunst.
Über den Künstler
Rüdiger Seidt ist ein international tätiger Künstler, der in Forbach lebt und arbeitet. Mit einer Vielzahl an Preisen und Einzelausstellungen weltweit, ist seine Arbeit in bedeutenden Sammlungen vertreten. Er hat an zahlreichen Gruppenausstellungen teilgenommen, Filme über seine Kunstarbeit wurden realisiert, und seine Werke waren auf führenden Kunstmessen zu sehen.
Der 1965 in Forbach im Schwarzwald geborene Künstler beginnt bereits mit Anfang zwanzig seine freischaffende Tätigkeit. Bald darauf folgen Formexperimente in den USA, die Seidt neue Möglichkeiten mit dem von ihm bevorzugten Material des Stahlblechs erforschen lassen. Jedoch nicht nur die spannungsgeladenen Formen geben den Werken Rüdiger Seidts ihre Aura, auch die feinkörnige Oxidierung der Oberfläche verweist auf die natürliche Veränderbarkeit des Materials und verleiht den Skulpturen ihre formvollendete Ästhetik. Die unerwartete Wärme, welche die Stahlskulpturen auszustrahlen vermögen, ziehen den Betrachter fast magisch in Ihren Bann ohne aufdringlich zu wirken.
Rüdiger Seidt schafft Skulpturen mit intuitivem Gespür für Raum und Ästhetik. Seine Werke strukturieren den Raum und entfalten eine stille Kraft, die sich erst auf emotionaler Ebene und dann rational erschließt. Handwerkliches Können und künstlerische Intuition verbinden sich zu zeitloser Formvollendung.
Die Schwünge und Verdrehungen, die Rüdiger Seidt in das statisch scheinende Material hineinarbeitet hauchen seinen Skulpturen Eleganz und Harmonie ein und lassen sie eine ruhige Kraft ausstrahlen.
Mit dem von ihm bevorzugten Material Stahlblech ist Seidt von Grund auf vertraut. Seine Skulpturen konzipiert er nach zeichnerischen Entwürfen am Reißbrett des Computers im CAD-Verfahren. Wichtig ist ihm die unmittelbare Auseinandersetzung mit dem Material, im Biegen, Formen und Schweißen der Stahlbleche. Der Kampf bei der Umsetzung soll im Werk als Spannung spürbar sein. Man fühlt gewissermaßen eine Energie, die ich in die Form hinein-projiziere. Zwar entwickelt er seine Skulpturen aus einfachen geometrischen Formen. Doch zeigt er keine Scheu, im Hinblick auf seine Plastiken gegen-ständliche und figürliche Assoziationen zuzulassen. Sein Formenarsenal umfasst geometrische Gebilde wie z.B. Kreis und Konus, Spirale und Tetraeder.
Die Kunst ist zwar nicht das Brot, wohl aber der Wein des Lebens.
Jean Paul